Montag, 4. März 2013

Das Rennen

Es war soweit: Treffpunkt beim Organisationsteam war 8:30 Uhr im Hotel Baikal. Bereits der Weg dorthin war abenteuerlich, da wir spontan vom Bus eines Geologen aufgegabelt und inmitten von Vermessungsequipment zum Hotel gebracht wurden. Dort wurde aus geplanten 15min Wartezeit ein gefühlte Ewigkeit, da wie sich später herausstellte, die Geologen aufgrund eines nächtlichen Eisbruchs die Strecke noch einmal auf Sicherheit überprüfen mussten.
Ca. 10:00 Uhr fanden wird uns nach kurzem Bustransport im Startbereich des Laufes wieder, wo noch ein paar Minuten für Warmlaufen und Tuchfühlung mit der vereisten Strecke blieben. Kurz darauf war Start bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, völlig unspektakulär in die Menge hineingerufen mit einem Megaphon. Die vermeintlich schlimmen ersten 10km auf blankpoliertem Eis stellten sich am Ende als der angenehmer zu laufende Streckenabschnitt heraus, da es hier aufgrund des optimalen Schuhwerks bei höherer Anstrengung möglich war, schnelle Zeiten zu laufen. Die zweite Hälfte war gezeichnet von Eisschollen, extremen Unebenheiten, Verwerfungen, permanent wechselnder Schneetiefe und aufkommendem eisigen Wind, was den Läufern wesentlich mehr Kraft abverlangte und deren Trittsicherheit extrem nachlies.

Jens startete sehr schnell, fand aber zügig seinen Rhythmus. Da er ohne Uhr unterwegs war, musste er sich an Streckenmarkierungen und geplanten Verpflegungsstationen orientieren. Leider wurde der geplante erste Verpflegungspunkt bei km10 um 2km nach vorn verlegt, was psychologisch nicht gerade förderlich war. In der zweiten Hälfte des Laufes war es aufgrund der Bedingungen nicht möglich, das Anfangstempo zu halten. Da Laufen aber auch Kopfsache ist, kam Jens nach Mobilisierung aller Kräfte als Sechster gesamt nach 2:01:55 überglücklich ins Ziel.

Alex ging mit hohen Erwartungen ins Rennen und heftete sich direkt nach dem Start an die Fersen des Vorjahresmarathonsiegers Sergej Kalashnikov (kein Künstlername!). Das Feld zog sich sehr schnell auseinander, sodass selbst die Führungsgruppe gute 500m Länge hatte. Es war quasi unmöglich, zwischen Marathon- und Halbarathonläufern zu unterscheiden, da beide Läufe gleichzeitig gestartet wurden. Nach km10 setzte sich Alex als Gesamtfünfter von seinen Verfolgern ab, hatte aber zum Vorauslaufenden kaum noch Sichtkontakt. Leider machte sich im zweiten Teil des Rennens auch bei ihm die Bodenbeschaffenheit bemerkbar, sodass das angestrebte Tempo nicht haltbar war. Als bei km18 am Horizont das Halbmarathonziel auftauchte, mobilisierte dies die letzten Kräfte und brachte ihn in einer Gesamtzeit von 1:38:17 ins Ziel. Da die ersten Vier alle die Marathondistanz bestritten, stand Alex als überglücklicher Sieger fest!

Die Plätze 2 und 3 folgten zwei bzw. drei Minuten später, der zweitplatzierte Russe benötigte allerdings medizinische Hilfe, da ihm der Lauf offenbar zuviel abverlangt hatte.
Nach kurzer Aufwärmphase im 40Grad warmen Zeltlager wurden wir mit dem Bus wieder zum Start gebracht. Wir staunten nicht schlecht, als der russische Fahrer auf der absteckten Strecke fuhr und die noch aktiven Läufer rücksichtslos zum Ausweichen zwang.

Anschließend kehrten wir zum Hotel zurück und bereiteten uns körperlich (duschen, ausruhen) und mental auf die Siegerzeremonie vor. Auch diese war für halb 5 angesetzt , wurde aber aus unbekannten Gründen bis halb 8 aufgeschoben, was die Aufregung nicht gerade minderte. Kurz und schmerzlos wurde alle Teilnehmer persönlich geehrt und Alex nahm voller Stolz seine Trophäe entgegen.

Anschließend gab es noch einen Galaabend mit Vodkaumtrunk, welcher zwei Uhr die überglücklichen Läufer ins Bett brachte.
Bereits um 6:00 Uhr ging es mit dem Taxi zum 60km entfernten Irkutsker Bahnhof, wo es kurz vor 8 Richtung Osten für uns weiterging.

Nun befinden wir uns die nächsten drei Tage auf Reisen und haben Zeit, das Erlebte Revue passieren zu lassen.

Wir bedanken uns bei allen fürs Daumendrücken und die wohltuenden Worte und Gedanken der letzten Tage und Wochen!


Jens und Alex

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